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Was ich seit Jahren
erlebe

Dr. Roman von Ah

Instinkte beeinflussen Anlage-Entscheide negativ

Die Technisierung der Anlagewelt seit den Neunzigerjahren führt – neben enormer Geschwindigkeit und Abwicklungseffizienz – dazu, dass immer mehr Investoren immer zeitgleicher agieren und ihre Entscheide erst noch auf ähnlich wirkende Risikomodelle abstützen. Globale Informationsverfügbarkeit in Echtzeit und auf Einschaltquoten abzielendes Zuspitzen medialer Kommentare wirken selbstreferenziell, mit viraler Auswirkung auf die Emotionalität von Investoren in Stresszeiten. Am Verhalten der Menschen wird sich wenig ändern. Urinstinkte werden immer wieder ihren Einfluss geltend machen. Ein besseres Verständnis des Zusammenspiels von Finanzökonomie, Neurowissenschaften und Psychologie ist wichtig und richtig. So können wir mindestens nach Marktkorrekturen besser begründen, weshalb das Ereignis eingetreten ist.

 

Ob es uns gefällt oder nicht: Kurzfristig dominiert die Volatilität, die je nach Marktphase mehr oder weniger vom limbischen System beeinflusst wird. Doch mittel- und längerfristig dominiert an den Aktienmärkten positiver (Real-) Ertrag. Trotz Angstpsychosen und emotionalem Überschwang: Der Markt orientiert sich an ökonomischen Gesetzmässigkeiten und fairen Werten, letztlich getrieben aus der Summe von Dividendenrendite und Dividenden­wachstum. Wer ohne Kompass, sprich Strategie, unterwegs ist, läuft in die Irre, mit grosser Absturzgefahr, wenn er die Risiken und ihre zeitliche Dynamik nicht richtig einordnen kann.

 

Wer weiss, was er tut, oder zusammen mit erfahrenen Investoren im selben Boot mitinvestiert (Co-Investing), wird auch im Nebel von erwartbaren Unwägbarkeiten die Orientierung nicht verlieren.