Aktienrenditen der
letzten „fast“ 100 Jahre

Dr. René Dubacher
Ökonomie
Finanzmärkte
Lesenswertes
Zurück zur Übersicht
Nächster Beitrag
Hendrick Bessembinder von der University of Arizona hat einen Aufsatz auf SSRN veröffentlicht mit dem Titel "Which U.S. Stocks Generated the Highest Long-Term Returns?" Dabei nutzte er die umfassendste Datenbank für US-Aktien der CRSP (Center for Research in Security Prices, Universität Chicago). Der Bericht analysiert die kumulativen Renditen von 29’078 börsennotierten Aktien, die zwischen Dezember 1925 und Dezember 2023 in der CRSP-Datenbank erfasst wurden.
Hendrick Bessembinder von der University of Arizona hat einen Aufsatz auf SSRN veröffentlicht mit dem Titel "Which U.S. Stocks Generated the Highest Long-Term Returns?" Dabei nutzte er die umfassendste Datenbank für US-Aktien der CRSP (Center for Research in Security Prices, Universität Chicago). Der Bericht analysiert die kumulativen Renditen von 29’078 börsennotierten Aktien, die zwischen Dezember 1925 und Dezember 2023 in der CRSP-Datenbank erfasst wurden.
Über die Hälfte dieser Aktien (51,6%) wies negative kumulative Renditen auf. Einige wenige Aktien stachen jedoch durch aussergewöhnliche Anlageerfolge hervor: 17 Aktien erzielten kumulative Renditen von mehr als fünf Millionen Prozent, was einer Wertsteigerung von 50’000 US-Dollar pro ursprünglich investiertem Dollar entspricht. Die höchste kumulative Rendite erreichte die Altria Group mit 265 Millionen Prozent, was 2,65 Millionen US-Dollar pro investiertem Dollar bedeutet.
Interessanterweise waren die annualisierten Gesamtrenditen dieser Top-Performer vergleichsweise moderat. Sie lagen im Durchschnitt bei 13,47%, was die Bedeutung des Faktors „Zeit im Markt“ eindrucksvoll verdeutlicht. Die höchste annualisierte Gesamtrendite für eine Aktie mit mindestens 20 Jahren an Renditedaten erreichte Nvidia mit 33,38%.
Die Verteilung der Renditen kann uns einige weitere interessante Hinweise liefern. Für die insgesamt 29’078 in der Untersuchung berücksichtigten Aktien ergab sich eine durchschnittliche kumulierte Gesamtrendite von 22’840%. Dies entspricht einem Endvermögen von 229,40 US-Dollar für jeden ursprünglich investierten Dollar. Zum Vergleich: Die kumulierte Inflation in den USA belief sich im Zeitraum von 1926 bis 2023 auf 1’614 %, was einer durchschnittlichen jährlichen Inflationsrate von 2,94 % entspricht.
Der Median der kumulierten Gesamtrendite aller Aktien liegt jedoch bei erstaunlichen ‑7,41%, da 51,64% der Aktien während ihrer gesamten Laufzeit in der CRSP‑Datenbank negative Gesamtrenditen erzielten.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen eindrucksvoll die praktische Bedeutung von „Zeit im Markt“. Obwohl Aktien mit kumulierten Renditen von über fünf Millionen Prozent vergleichsweise moderate annualisierte Renditen von durchschnittlich 13,5 % erzielten, verdeutlicht der Effekt des Zinseszinses, insbesondere über lange Zeiträume hinweg, seine enorme Wirkung.
Zweitens zeigt die Analyse, dass extrem hohe annualisierte Renditen, wie etwa die 119% pro Jahr von Ascend Communications über einen Zeitraum von fünf Jahren, in der Regel nicht über längere Zeiträume hinweg anhalten. Je länger der betrachtete Zeitraum, desto geringer fallen die maximal beobachteten Renditen aus.
Drittens zeigt die Datenanalyse, dass aussergewöhnliche Renditen oft bei Unternehmen erzielt werden, die in konservativen Branchen tätig sind. Ein Beispiel hierfür ist Vulcan Materials, ein Hersteller von Baumaterialien, dessen Anleger eine kumulierte Rendite von 39 Millionen Prozent erzielten.
Abschliessend unterstreichen die Ergebnisse die Bedeutung der positiven Schiefe (Skewness) in der Verteilung langfristiger Marktergebnisse. Während die durchschnittlichen Marktrenditen positiv sind, weisen die Medianrenditen einzelner Aktien negative Werte auf. Dies zeigt, dass nur wenige aussergewöhnlich erfolgreiche Aktien die Gesamtrenditen treiben. Positiv schiefe Verteilungen beeinflussen auch zukünftige Ergebnisse: Die meisten potenziellen zukünftigen Ergebnisse (sowohl für Einzelaktien als auch für diversifizierte Portfolios) liegen unter dem Mittelwert der erwarteten Renditen.
Bessembinders Aufsatz bietet einige interessante Erkenntnisse für Anleger:
- Langfristige Aktienmarktrenditen werden grösstenteils von wenigen herausragenden Titeln getragen.
- Die Mehrheit der Aktien erzielt unterdurchschnittliche oder negative Renditen.
- Ein breit diversifizierter und systematischer Ansatz reduziert Risiken und erhöht die Chancen auf Outperformance.
- Factor Investing hilft, emotionale Entscheidungen zu vermeiden, indem es sich auf bewährte Renditetreiber konzentriert, anstatt kurzfristigen Trends zu folgen.
Den Aufsatz finden sie unter:
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4897069