Europa bietet Mehr-Wert mit Substanz ("Value") Aktien
Dr. Martin Schlatter, CEFA
Finanzmärkte
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Im Oktober 2021 hat die Inflationsrate in den USA zum ersten Mal seit Jahrzehnten 6% überschritten; die Folge war eine deutliche Rotation an den Aktien-Märkten. Inflationsängste sind eruptiert und haben Erwartungen umgelenkt: Um die Inflation zu dämpfen, müssten die Notenbanken ihre Politik komplett umstellen, weg von tiefen Zinsen und grosszügiger Geldmengenausweitung hin zu steigenden Zinsen.
Im Oktober 2021 hat die Inflationsrate in den USA zum ersten Mal seit Jahrzehnten 6% überschritten; die Folge war eine deutliche Rotation an den Aktien-Märkten. Inflationsängste sind eruptiert und haben Erwartungen umgelenkt: Um die Inflation zu dämpfen, müssten die Notenbanken ihre Politik komplett umstellen, weg von tiefen Zinsen und grosszügiger Geldmengenausweitung hin zu steigenden Zinsen.
Die Konsequenz: Wachstumswerte ("Growth") sind out, Substanz ("Value") Titel sind in. Dank einer tieferen Bewertung, substanziellem Cashflow und weniger strapazierten Wachstumsraten-Erwartungen rentieren Value-Werte typischerweise besser, sobald die Zinsen steigen.
Auf der Suche nach Value-Titeln werden Investoren vor allem in Europa fündig. Die untenstehende Grafik zeigt wieso. Das Preis/Buch Verhältnis des Aktienmarktes Nordamerika hat seit der Finanzkrise im Vergleich zu Europa nur zugenommen. Im Durchschnitt ist Nordamerika rund 1.5 mal teurer gewesen als Europa (mittlere gestrichelte Linie). Aktuell ist Nordamerika rund doppelt so teuer wie Europa.
Der Preis/Buchwert ist allerdings seit der Finanzkrise nicht ganz unumstritten. Dies, weil typischerweise Finanzwerte einen tiefen Preis/Buchwert haben und diesen erst noch mit Positionen ausserhalb der Bilanz teilweise optimieren. Daher liegt der Durchschnittswert in der Graphik (mittlere gestrichelte Linie) bei 1.5. Bei einer Gewichtung der Finanzwerte von 12% in Nordamerika versus 18% in Europa darf Europa billiger sein. Daher liegt der Mittelwert bei 1.5.
Schauen wir uns noch ein weiteres Kriterium an, den Unternehmenswert im Verhältnis zu den Gewinnen vor Steuern und Zinsen. Auch hier zeigt sich, dass in den USA die Unternehmen immer teurer geworden sind, aktuell etwa 30% mehr kosten pro Gewinn vor Steuern und Zinsen.
Diese beiden Grafiken legen nahe, dass es aktuell in Europa mehr Value zu entdecken gibt als in den USA. Daher sollten Investoren, die steigende Zinsen erwarten und damit auf Value Titel setzen möchten, ihren Fokus vermehrt auf Europa richten.
Rentiert Value in Europa? Die untenstehende Grafik zeigt verschiedene Style Portfolios in Europa im Vergleich zum Index. Natürlich ist die Periode sehr kurz seit anfangs Dezember, aber die bessere Rendite von Value (orange Linie) ist deutlich zu sehen.